Drogennotfall erkennen
Was ist eine Überdosis?
Eine Überdosierung liegt vor, wenn eine bestimmte Menge einer Droge oder einer Kombination von Drogen wichtige Körperfunktionen so stark beeinträchtigt, dass z.B. die Atmung unzureichend ist oder ganz aussetzt.
Überdosierungen können durch viele Substanzen entstehen, z.B. durch
- Alkohol
- Opioide wie Heroin oder Methadon
- Kokain
- Medikamente.
Was geschieht bei einer Überdosierung mit Opioiden?
Bei Opioid-Überdosierungen besetzen Opioide wie Heroin oder Fentanyl Rezeptoren im Gehirn, die unter anderem für den Atemreiz verantwortlich sind. Wenn jemand nicht atmen kann oder nicht genug atmet, sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut und die Lippen und Finger färben sich bläulich. Dieser Sauerstoffmangel stoppt schließlich andere lebenswichtige Organe wie das Herz und dann das Gehirn. Dies führt zu Bewusstlosigkeit, Koma und eventuell zum Tod.
Innerhalb von 3 bis 5 Minuten ohne Sauerstoff beginnt die Schädigung des Gehirns. Bei Opioid-Überdosierungen hängt das Überleben von Atmung und Sauerstoff ab. Glücklicherweise verläuft dieser Prozess selten augenblicklich. So bleibt in vielen Fällen Zeit, um einzugreifen und das Leben eines Menschen zu retten.
Safer Use
Zusammen oder zeitnah eingenommene Drogen können sich in ihrer Gesamtwirkung verstärken. Viele Überdosierungen in Deutschland treten auf, wenn Drogengebraucher*innen Heroin oder verschreibungspflichtige Opioide und/oder Alkohol mit Benzodiazepinen wie Diazepam, Flunitrazepam, Oxazepam mischen.
Die meisten tödlichen Überdosierungen sind das Ergebnis eines Mischkonsums mehrerer Substanzen.
Medikamente zur Sedierung bergen für sich allein schon ein Überdosierungsrisiko, doch wenn sie kombiniert werden, ist das Risiko wesentlich erhöht.
Tipps zur Prävention
- Versuche immer nur eine Substanz zu konsumieren.
- Du solltest nie allein konsumieren.
- Solltest du z.B. unbedingt Heroin mit Benzos mischen wollen, reduziere die Menge jeder Substanz.
Toleranz ist die Fähigkeit des Körpers, eine bestimmte Menge einer Droge zu verarbeiten.
Die Toleranz ist von Person zu Person unterschiedlich. Sie schwankt auch in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren wie Gewicht, Größe, Krankheit, Stress, geschwächtem Immunsystem und Alter.
Die Toleranz entwickelt sich im Laufe der Zeit, sodass die Menge einer Droge, die Langzeitkonsument*innen benötigen, um die gewünschte Wirkung zu spüren, viel höher ist als bei Erstkonsument*innen.
Wichtig ist, dass sich die Toleranz schnell verändern und reduzieren kann und dies völlig unabhängig von der Höhe der Dosis und der Dauer des Drogenkonsums. Wenn man eine Pause vom Drogenkonsum einlegt, zum Beispiel durch einen Aufenthalt im Krankenhaus, durch eine Therapie oder eine Inhaftierung, sinkt die Toleranz bereits nach wenigen Tagen. Dies bedeutet, dass der Konsum der Menge, die man vor dem Aufenthalt genommen hat, dann zu einer Überdosierung führen kann.
Tipps zur Prävention
- Dosiere vorsichtiger, wenn du krank bist oder ein paar Tage oder Wochen nicht konsumiert hast.
- Rauche oder sniefe dein Heroin, anstatt zu spritzen.
- Konsumiere nie allein.
- Schau, dass du Naloxon dabei hast, damit eine Person, die bei dir ist, im Notfall schnell eingreifen kann.
Die Qualität bezieht sich darauf, wie rein oder stark eine Droge ist.
Die Reinheit von illegalen Substanzen ist nicht vorhersehbar. Auch wenn du immer bei der gleichen Person kaufst, kann sich die Wirkstoffstärke von heute auf morgen deutlich verändern.
Wie rein oder stark eine Drogen ist, kann man auch nicht an der Farbe oder Konsistenz erkennen. Beim Kokain, dass im Straßenverkauf gehandelt wird, ist z.B in den letzten Jahren eine deutlich zunehmende Reinheit feststellbar, ohne dass sich hierbei Aussehen oder Konsistenz verändert hat.
Nur selten werden in Substanzen, die illegal gehandelt werden, Streckstoffe entdeckt, die wirklich gefährlich oder lebensbedrohlich sind. Heroin zum Beispiel wird vielfach Milchzucker (Laktose), Mannitol, Paracetamol oder Koffein beigemischt.
Kokain dagegen kann Levamisol enthalten, ein Mittel gegen Wurmbefall bei Tieren. Bei häufigem Konsum kann das zu schweren gesundheitlichen Folgen führen.
Bei Tabletten gilt es auf die Wirkstoffstärke zu achten, z.B. 2 mg, 5 mg, 10 mg. Es gibt Medikamente in unterschiedlichen Dosierungen, die aber ein sehr ähnliches Äußeres haben.
Tipps zur Prävention
- Teste die Stärke der Drogen, indem du etwas „antestest“, bevor du den Rest konsumierst.
- Versuche, bei den gleichen Dealer*innen zu kaufen. Dies bietet keine wirkliche Sicherheit, aber wenn du dort regelmäßig kaufst, kannst du fragen, ob es der „gleiche Stoff“ ist.
- Sprich mit anderen Drogengebraucher*innen, die bei dem*der gleichen Dealer*in gekauft haben.
- Konsumiere nicht allein.
- Wenn es um Medikamente geht, solltest du insbesondere bei bereits entpackten sowie bei flüssigen Medikamenten sehr vorsichtig sein.
- Ferner solltest du nicht einfach die Pille wechseln, denn 1 mg Rohypnol wirkt anders als 1mg Lorazepam.
Allein zu konsumieren erhöht das Risiko einer Überdosierung, weil niemand da ist, der Hilfe rufen und sich um dich kümmern kann. Viele tödliche Überdosierungen ereignen sich im privaten Umfeld, also in der eigenen Wohnung, oder hinter verschlossenen Türen, z.B im öffentlichen Raum. In den meisten Fällen ist niemand da, um rechtzeitig einzugreifen.
Manche Drogengebraucher*innen glauben, sie könnten sich selbst Naloxon geben, wenn sie spüren, dass sie überdosiert sind. Das ist aber ein Mythos – niemand kann sich selbst retten.
Tipps zur Prävention
- Konsumiere mit einem*einer Freund*in.
- Bitte vor dem Konsum eine Vertrauensperson, dass sie dich in fünf Minuten anrufen soll.
Es gibt viele Möglichkeiten, Drogen zu konsumieren, unter anderem
- Schlucken
- Rauchen
- Sniefen
- Injizieren (Vene oder Muskel)
- Analinjektion (ohne Nadel).
Je nach Konsumform gibt es unterschiedlich hohe Risiken für eine Überdosierung.
Grundsätzlich und unabhängig von der Konsumform ist eine Überdosierung immer möglich, wenn keine Toleranz besteht oder die Substanz einen unerwartet hohen Reinheitsgehalt hat bzw. die Menge der konsumierten Substanz zu groß ist.
Konsumformen wie der intravenöse Konsum, bei denen das Medikament schneller ins Gehirn gelangt, bergen ein höheres Risiko einer Überdosierung.
Das Rauchen und Sniefen von Drogen sind weniger risikoreich. Insbesondere beim Rauchen von Heroin dauert es länger, bis die Substanz ins Blut übergeht. Bis zur Aufnahme der Gesamtdosis ist ein deutlich längerer Zeitraum erforderlich.
Aber auch der Wechsel der Konsumform kann risikoreich sein. Wenn du Heroin bisher gesnieft hast und nun zu injizieren beginnst, ist das Risiko einer Überdosis erhöht – obwohl du ein*e erfahrene*r Drogenkonsument*in bist.
Tipps zur Prävention
- Sei dir bewusst, dass der intravenöse Konsum das höchste Risiko für eine Überdosierung hat.
- Insbesondere nach Konsumpausen solltest du mit Rauchen oder Sniefen beginnen.
- Auch wenn du ein*e erfahrene*r Konsument*in bist: sei vorsichtig beim Wechsel der Konsumform.
- Konsumiere nicht allein.
- Habe Naloxon für den Notfall dabei.